22. März 2018
Statt historischer Ereignisse zeige ich heute meine ganz persönlichen Erinnerungen. Im März 2018 war ich mit der Kamera in London unterwegs. Ein paar sehr typische Bilder habe ich ausgewählt. Sie zeigen Szenen, die hundertprozentig London zeigen.
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Sobald ich meinen Koffer ausgepackt habe, zieht es mich an die Themse. Mein erster Weg führt mich zum Victoria Embankment, dem Nordufer der Themse. Die Promenade folgt dem Fluss. Von der Tower Bridge bis zum Westminster Palace kann man dem Fußweg folgen (und darüber hinaus). Laternen säumen den Weg. Sie sind aufwendig gestaltet. Ein dicker Fisch, ich glaube, es soll ein Delphin sein, windet sich um den Laternenmast. Gelegentlich müssen die restauriert werden und dafür montiert man die ganze Lampe ab. Nach ein paar Wochen wird sie dann wieder aufgestellt. Genau darauf weist ein Plakat hin, dass von der Verwaltung am leeren Lampenmast hinterlassen wurde. Sofort hat sich ein Londoner der Sache angenommen. Er hinterließ seinen Kommentar und der ist ziemlich witzig. Eine typische, fast reflexartige Reaktion. Jeder Engländer verfügt über dieses Talent und kann es zu jeder Zeit abrufen.
Ich war hocherfreut, denn als ich das Plakat sah, stellte sich bei mir sofort das Gefühl ein, endlich wieder zu Hause zu sein. Die Themse gluckste vergnügt vor sich hin. Ich glaubte ‘you’re welcome’ herausgehört zu haben.
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Ich folgte dem Ufer und kam schon bald zum London Eye. Es dreht sich am Südufer der Themse. Ich war aber noch immer auf der Nordseite unterwegs und wurde auf eine Gruppe von Menschen aufmerksam. Es waren Soldaten, darunter Veteranen und wohl auch Angehörige. Sie hatten sich im Park (Victoria Embankment Gardens) versammelt und hielten vermutlich eine Gedenkfeier ab. Die Fassade hinter ihnen gehört zum Verteidigungsministerium. Die uniformierten Männer mit ihren Regimentsfahnen fielen mir sofort auf, für Londoner ist es ein alltägliches Bild. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich in Hamburg jemanden in Uniform gesehen habe? Das Militär hat in England einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Natürlich ist das noch immer eine Nachwirkung der Weltkriege. Wir schwanken zwischen Scham und Trauer, während der Engländer seinen Stolz kaum verbergen kann. Für mich immer eine willkommene Gelegenheit, das Kriegsthema einmal aufmerksam zu betrachten, anstatt es permanent zu ignorieren.
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Der erste Tag neigt sich seinem Ende. Der Feierabendverkehr hat eingesetzt. Mal wieder beginnt der Wahnsinn auf Londons viel zu engen Straßen. Die Autofahrer zuckeln zwischen den unzähligen Bussen durch die Innenstadt. Man bleibt im niedrigen Gangbereich, denn selten wird man schneller als 12 Kilometer pro Stunde fahren können. So wälzt sich die Blechlawine durch die Stadt und unterscheidet sich nur marginal vom Verkehr in Hamburg. Oder? Stimmt nicht, denn der Unterschied ist gigantisch. Der Londoner Autofahrer bleibt stets gelassen, freundlich und extrem geduldig. Nie wird gehupt und wenn einer die Fahrspur wechselt, dann hilft man ihm, indem man noch langsamer wird. Man lässt ihn ohne zu murren einscheren, auch wenn man dadurch noch eine weitere Rotphase an der Ampel stehen wird. Zu Unfällen kommt es selten. Wenn Leute angefahren werden, dann sind es oft Touristen, die den Linksverkehr nicht kennen. Sie schauen prompt in die falsche Richtung und laufen dann direkt in den nächsten Bus. Es gibt übrigens einen Grund, warum der englische Verkehrsfluss so anders ist als bei uns. Das gilt auch für die Fußgänger, die in Massen auftauchen und doch ganz geschmeidig einander ausweichen können. Der Engländer hat ein sogenanntes ‘Schwarmverhalten’. Er hat stets das gesamte Geschehen im Auge und kann ziemlich gut abschätzen, was die Gruppe im nächsten Moment machen wird. Wir sind dagegen viel stärker auf unsere eigene Person fixiert und kollidieren mit den anderen, sobald die Situation zu komplex wird. Trotzdem würde ich London nicht mit dem Fahrrad oder E-Roller erkunden. Man muss an die Verhältnisse gewöhnt sein. Alleine schon der Linksverkehr kann an großen Kreuzungen verwirrend sein. Dazu kommen die extrem engen Straßen. Der Londoner kennt es und kann problemlos auf nächster Nähe an einem anderen Teilnehmer vorbeifahren, aber für ungeübte Touristen dürfte das unangenehm werden. Der Bus- /Taxi- oder Autofahrer wird Ihnen keine 20 Zentimeter Abstand geben, weil er es nicht kann. Und das ist schon sehr bedrohlich, wenn man es nicht gewohnt ist.