Nächste Woche feiern wir Weihnachten. Es wird stiller als üblich werden. Wer bereit ist verantwortlich zu handeln, der wird sich den ernüchternden Zahlen beugen, die das Coronavirus täglich verursacht. Die Anzahl der neu Infizierten und der täglichen Todesfälle erreicht neue Höchststände. Längst sind es nicht nur die Alten und Kranken, die um ihr Leben fürchten. Die Lage ist ernst.
Als im März die erste Welle in Deutschland angekommen war und erstmals Geschäfte und Schulen geschlossen wurden, war Frühling gerade erwacht. Wir hatten herrliches Wetter, täglich wurde es wärmer und die Sonne schien den ganzen Tag. Das ging bis Ende April und dann war auch der Shutdown überstanden. War gar nicht so schlimm. Vier entspannte Wochen auf dem Balkon verbracht. Ganz mutige planten schon mal ihren Sommerurlaub, denn das Leben ging weiter. Aber das war dann doch zu einfach gedacht, da hatte man die ganze Tragweite noch nicht erkannt. Dann der Rückschlag im Herbst und pünktlich, wie angekündigt, nahm die Pandemie ihren Lauf.
Heute (17. November) erreichen wir einen wichtigen Wendepunkt. Heute beginnt die Phase der Entspannung. Sie wird langsam einsetzen, aber schaut man auf die Geschehnisse jenseits der Erkrankung, dann erkennt man es deutlich. Die Krise ist doch viel weitreichender als der unmittelbare Wirkungsbereich des Virus. Wir wurden nicht nur persönlich durchgerüttelt, auch auf politischer Ebene schien manches völlig verrückt und kaum noch erklärbar. Auf einmal aber beruhigt sich manches. In den USA zieht ein neuer Präsident ins Weiße Haus ein und in Brüssel werden die letzten Sätze zu einem regulierten Austritt der UK formuliert. Beides beendet eine jahrelange Phase des Chaos und der Unberechenbarkeit.

Warum sich heute etwas zum Guten wendet, hat mit der Qualität der Zeit zu tun. Das ist etwas, was man schwer messen kann. Wir beschäftigen uns viel mit der Zeit-Quantität, planen minutiös und glauben damit unseren Alltag besser in den Griff zu bekommen. Ein Irrtum. Um die Zeit sinnvoll und damit auch lustvoll zu verbringen, ist es viel effizienter, wenn man um deren Qualität weiß. Schlicht gesagt, wenn man den richtigen Zeitpunkt findet. Das Bauchgefühl ist da ein guter Ratgeber. Wer mit und in der Natur lebt, weiß um diese Dinge. Ein Blick genügt, besser noch ein tiefer Atemzug und dann spürt man untrüglich, was der Augenblick anbietet. Es geht aber auch etwas theoretischer, falls man sich nicht alleine auf die Sinne verlassen will. Dann hilft ein Blick in den Himmel, besonders auf den Lauf der Planeten, denn sie sind ein zuverlässiger Anzeiger der Zeit-Qualität. Und da oben passiert gerade etwas Bemerkenswertes. Heute wechselt der Saturn in den Wassermann und am Sonntag wird ihm Jupiter folgen. Beide standen das ganze Jahr im Steinbock, wo sie sich ausgiebig mit Pluto streiten konnten. Und zwar nicht heißblütig, sondern unversöhnlich und verbissen. So als würde Beton auf Granit stoßen. Haben sie es auch so empfunden? Ein Jahr, in dem die Zeit gefühlt stehen geblieben war, kaum Änderungen passierten, jeden Morgen das Murmeltier grüßte. Und nun bröckelt es, es löst sich! Keine Ahnung wer nachgegeben hat, vermutlich keiner. Die Streithähne haben einfach beschlossen sich nicht länger gegenseitig zu blockieren. Man hat den Weg gefunden, sich aneinander vorbeigequetscht und nun trennt man sich. Man wird grummeln, aber schnell verliert man sich aus den Augen und dann ist der scheinbar unlösbare Konflikt tatsächlich überwunden. Das passiert nicht heute, nicht im Januar, aber in den nächsten Monaten. Und es wird täglich ein bisschen leichter werden. Es geschieht genauso unmerklich wie die Sonne täglich ein paar Minuten länger zu sehen sein wird. Niemand erkennt den Unterschied von einem Tag auf den nächsten. Aber plötzlich ist es wieder Frühling, es ist warm, die Vögel zwitschern und alles wird gut sein.
