Letztes Jahr beherrschte Corona die Schlagzeilen, dieses Jahr dreht sich alles um ‚Coronation‘. Beide Begriffe sind sprachlich eng verwandt und weisen auf das Lateinische Wort für ‚Krone‘ hin. Das Virus (Corona) hatte irgendwie einen gezackt aussehenden Rand und die bevorstehende Krönungsfeier (Coronation) kann ohne Krone nicht stattfinden. Anfang Mai wird es so weit sein, dann werden King Charles III. und seine Frau feierlich in der Westminster Abbey gesalbt und vom Adel gehuldigt werden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, Sir Andrew Lloyd Webber hat schon einen Song komponiert. Die Kronen wurden vom Tower an einen geheimen Ort gebracht, wo sie passend gemacht werden. Der goldene Umhang ist fertig genäht und die goldene Kutsche wird auf Hochglanz gewienert. Eine Sache hat mich besonders fasziniert, es lag vor wenigen Tagen in der Post: an information pack. In dem Paket findet man etliche Tipps, wie man die geplanten Street Partys am besten organisieren kann. Sehr lustig fand ich den Ratschlag, wann man die Einladungen an die Nachbarn verteilen soll, nämlich spät am Abend. Der Grund ist für manchen überraschend, für mich eher nicht. Dann wird man kaum jemanden antreffen und kann die Karte klammheimlich einwerfen. Tagsüber wäre die Gefahr viel zu groß, dass man dabei gesehen wird und sich womöglich die Haustür öffnen. Was sollt man dann bloß sagen??? Eine Vorstellung, die dem Engländer den blanken Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Damit man gut gerüstet ist, war dem Paket eine Liste beigefügt, auf der 14 Sätze für den perfekten small talk zu lesen waren. Und in dem Moment fiel bei mir der Groschen. Keine Frage, die Engländer sind im Umgang miteinander gehemmter als man sich vorstellen kann. Schüchternheit, Verlegenheit, Angst vor der plötzlichen Stille, weil einem gerade keine gute Frage einfällt, kennen die meisten Engländer. Kein Wunder, dass ich als Autistin, mich bei ihnen pudelwohl fühle. Ich bin dort nicht nur gefühlt zu Hause, sondern von Menschen umringt, die meine alltäglichen Probleme nur allzu gut kennen.

Der verbalen Starthilfe hat man auch noch ein paar harmlose Witze beigefügt, denn die helfen im Fall des Falles immer. Einer geht so: Where do kings and queens get crowned? On the head! (ha, ha) und der andere so: What did one plate say to the other plate? Lunch is on me (hi, hi). Hoffentlich bringen die Partygäste eigene Jokes mit, sonst wird man diese beiden wohl mehrmals hören. Aber das können sie überspielen, indem sie fröhlich lachen, als hätten sie den Witz zum ersten Mal gehört. Die besten ’small talk starter‘ habe ich in meine Collage eingefügt, sie taugen bestimmt auch für andere Anlässe und sind deshalb eine unbezahlbare Lebenshilfe für Engländer und England verrückte Touristen.