Auf einmal ist alles ganz anders. Geschafft, jubel ich, als ich dann doch schneller als erwartet meinen ersten Corona-Impftermin bekomme. Der zweite folgt dann im Juli und damit habe ich endlich eine Planungsperspektive. Das fühlt sich gut an. Ich bin freudig überrascht, wie ein Kind, dass das ersehnte Geschenk unverhofft in den Händen hält. Zu meiner sonnigen Stimmung passt das Wetter. Auch das ist nach ewigen Warten nun endlich frühlingshaft und so warm, dass sich die Knospen das Aufbrechen trauen. Bisher waren die Nächte noch immer bitterkalt und tagsüber blieb das Thermometer oftmals im einstelligen Bereich. Aber jetzt hat es sich geändert, der Frühling kam praktisch über Nacht. Für mich ein triftiger Grund vor die Tür zu gehen und mal alle Sinne durchlüften zu lassen.

 

 

Mir kommen Spaziergänger entgegen, alle sind alleine unterwegs. Man macht inzwischen automatisch einen weiten Bogen umeinander, um sich bloß nicht anzustecken. Das ist heute Morgen nicht anders, aber alle suchen Blickkontakt und grüßen freundlich zurück. Ein Mann bleibt sogar stehen, wir beginnen ein Gespräch und das tut mir gut. Ein paar Tage ohne jeden Kontakt kann ich aushalten, aber inzwischen sind es Wochen und sogar Monate. Das drückt natürlich aufs Gemüt. Seit ich aber weiß, dass ich nun auch meine Impfung bekomme, geht es mir viel besser. Der Termin, auf den ich so lange gewartet hatte, bot sich dann innerhalb weniger Tage an. Es ist eine Sonderaktion, denn man hat aktuell zu viel Impfstoff. Ich hatte es glücklicherweise erfahren und konnte deshalb buchen, obwohl meine Altersgruppe noch nicht dran war.

Ich biege um die Ecke und sehe eine Bank vor mir. Sie lädt zum Ausruhen ein. Ich brauche aber keine Pause. Außerdem sitzen dort schon einige zusammen und scheinen sich gut zu amüsieren. Außer diesen Tieren kann ich niemanden entdecken. Keine Ahnung wie sie dort hingekommen sind. Und wie lange sie hier schon plaudern. Egal, sie scheinen gesund und munter zu sein.

 

 

Bei den Blüten an den Bäumen überwiegt die weiße Farbe. Bei den Büschen ist es bunter. Viel gelb, etwas rot und kräftiges violett. Das sehe ich mir näher an. Die Blüten sind gerade dabei sich zu entfalten und ihre Form erinnert mich an die langen, gebogenen Schnäbel von exotischen Vögeln. Als ich direkt vor so einem Strauch stehe, entdecke ich ein Stück Fell. Es sieht aus, als wäre es schützend um die Blüte gewickelt worden. Aber dann kapiere ich langsam, dass es die Reste der Winterkapsel ist, die die zarte Blume vor Kälte geschützt hat. Und dieses perfekte Prinzip machen sich wohl viele Blüten zu eigen. Nachdem ich weiß, wonach ich Ausschau halten muss, entdecke ich mehr und mehr Knospen, die einen wärmenden Pelz haben. Sehr faszinierend.