Du meine Güte! Haben wir schon wieder Herbst? Ist das Jahr so schnell gelaufen? Eigentlich nicht, eigentlich fühlt es sich für mich so an, als wäre die Zeit längst ins Stocken geraten. An manchen Tagen scheint es mir, als wäre ich gefangen in einer nicht endenden Wiederholungsschleife. Loop-di-loop-di-loop … Oder vielleicht ist der ganze Planet unbemerkt in ein schwarzes Loch geplumpst? Manche Tage scheinen endlos, weil sie leer sind. Es passiert einfach nix. Früher war da anders. Da war jeder Tag voller neuer Überraschungen. Jetzt bin ich ziemlich isoliert und verbringe die Tage wartend. Worauf warte ich? Natürlich auf die eine erlösende Nachricht: ‚Das Virus ist verschwunden‘.
Meine beiden Impfungen habe ich längst bekommen und doch verbringe ich viel mehr Zeit alleine, ohne jeden Kontakt. Manchmal fahre ich in die Stadt und stelle fest, dass es doch noch nicht so ist, wie ich es mir wünschen würde. Vor allem fehlt mir das Reisen. Theoretisch könnte ich es machen, aber die Risiken irgendwo zu stranden sind hoch. Mein Wunschziel ist noch immer England, das nur per Flugzeug erreichbar ist. Jedenfalls für mich. Und da hakt es noch gewaltig. Aktuell fliegen gerade mal 18 Prozent der Maschinen, die vor Corona zwischen London und Hamburg verkehrten. Manche Tage gibt es keinen Flug, an anderen einen um die Mittagszeit. Ob der aber tatsächlich abhebt oder kurzfristig abgesagt wird, weiß keiner. Für mich ist das zuviel Risiko, denn im Urlaub will ich möglichst keinen Stress erleben.
Natürlich könnte ich einfach vor die Haustür gehen. So wie früher könnte ich die Kamera einpacken und eine spannende Fototour machen. Mit ‚früher‘ meine ich übrigens nicht das letzte Jahrzehnt oder Jahre davor, nein, ich spreche von der Vor-Corona-Zeit. Konkret hörte diese Phase bei mir Ende 2019 auf. Alles, was ich bis dahin nicht verwirklicht hatte, wurde storniert, abgesagt, fiel aus. Das sind jetzt also bald zwei Jahre, in denen ich auf Sparflamme lebe. Und es zeigt Wirkung. Ich gebe es nicht gerne zu und hatte es auch nicht erwartet. Aber ich merke deutliche Veränderungen an mir. Ich habe insbesondere die Lust am Fotografieren verloren und damit zwangsläufig auch am Schreiben von Blogartikeln. Das ist schade, lässt sich aber nicht erzwingen. Ob es anderen auch so geht? Oder haben sich nur bei mir lieb gewonnene Gewohnheiten peu-a-peu davongeschlichen?
Eigentlich passt meine Stimmung gut zum Herbst. Es ist die Zeit, in der sich die Natur zurückzieht. Sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich das Überleben im Winter. Wer sich jetzt nicht vorbereitet, wird die entbehrungsreichen Monate nicht überleben. Aber man will natürlich das nächste Frühjahr erreichen, denn man weiß genau, dass dann das Leben in seiner ganzen Fülle zurückkehren wird. Genau dieses Versprechen hat das Corona-Virus im letzten Jahr nicht eingehalten. Statt Neustart marschierten wir in die Zweite und dann nahtlos in die dritte Welle. Nun erwarten wir die Vierte, die aber möglicherweise vom Impfschutz gebrochen wird. Mein üblicher Optimismus hat arg gelitten, aber ich hoffe ihn reaktivieren zu können. Erst einmal freue ich mich jetzt am Herbst, der mir vielleicht sogar die liebste Jahreszeit ist. Und Weihnachten ist dann auch nicht mehr weit. Sobald der Oktober anbricht, rutscht der Rest des Jahres in Windeseile durch. Und dann beginnt ein neues Jahr und wird sich vielleicht freundlicher zeigen als die letzten beiden. Ich hoffe es.